Venus: Der Planet der sengenden Hitze

Die Venus ist der zweite Planet unseres Sonnensystems und der Erde in Größe und Masse am ähnlichsten, weshalb sie oft als „Schwesterplanet“ bezeichnet wird. Trotz dieser Ähnlichkeit unterscheiden sich die Planeten extrem in ihren Oberflächenbedingungen. Die Venus ist von einer dichten, schwefelsäurehaltigen Wolkendecke umgeben und weist aufgrund eines extremen Treibhauseffekts die höchsten Oberflächentemperaturen aller Planeten auf.

Wichtige Kenndaten über die Venus

MerkmalWert
Durchmesser12.104 km
Masse4,8675 x 10^24 kg (ca. 0,815 Erdmassen)
Mittlere Entfernung zur Sonneca. 108,2 Millionen km (0,72 AE)
Umlaufzeit um die Sonne224,7 Tage
Rotationsperiode (retrograd, siderisch)243 Tage
OberflächentemperaturDurchschnittlich +462 °C
AtmosphäreDicht, CO2 (ca. 96.5 %), 92 bar Oberflächendruck
Anzahl der Monde0
Schwerefeld8,87 m/s² (ca. 90 % der Erdanziehung)
Albedo0,77 (Höchste aller Planeten)

Atmosphäre und Extremer Treibhauseffekt

Die Venus besitzt die dichteste Atmosphäre aller terrestrischen Planeten. Sie besteht zu etwa 96,5 % aus Kohlendioxid ($\text{CO}_2$). Diese dichte Gashülle erzeugt einen Oberflächendruck, der über 90-mal höher ist als auf der Erde – vergleichbar mit dem Druck in 900 Metern Meerestiefe.

Der dominante $\text{CO}_2$-Anteil ist für den außer Kontrolle geratenen Treibhauseffekt verantwortlich. Er absorbiert die Infrarotstrahlung, die von der Venusoberfläche abgegeben wird, nahezu vollständig. Dies resultiert in einer gleichmäßigen Oberflächentemperatur von konstant +462 °C, die heiß genug ist, um Blei zu schmelzen. Die Temperatur bleibt auch zwischen Tag- und Nachtseite nahezu konstant.

Oberfläche und Geologie

Die Venusoberfläche ist durch ausgedehnte, relativ junge vulkanische Ebenen gekennzeichnet. Trotz der intensiven Hitze sind Hinweise auf aktive Plattentektonik nach dem Erdmodell nicht eindeutig nachweisbar.

  • Vulkanismus: Die Oberfläche zeigt Tausende von Vulkanen, einschließlich riesiger Schildvulkane wie dem Maat Mons. Es wird angenommen, dass periodische, massive Vulkanausbrüche die Oberfläche in geologisch kurzen Zeiträumen komplett erneuert haben.
  • Einschlagskrater: Die Krater sind relativ gleichmäßig verteilt, aber es gibt fast keine kleinen Krater. Dies liegt daran, dass kleinere Meteoriten in der dichten Atmosphäre verglühen, bevor sie die Oberfläche erreichen.
  • Besondere Merkmale: Einzigartige Strukturen sind die sogenannten Coronae (große, kreisförmige oder ovale Strukturen, die durch das Aufsteigen von Magma aus dem Mantel entstehen) und Arachnoide (Spinnennetz-ähnliche Brüche).

Retrograde Rotation

Die Venus rotiert im Vergleich zu den meisten anderen Planeten retrograd, d. h. im Uhrzeigersinn (entgegen der Umlaufrichtung um die Sonne). Diese extrem langsame Rotation dauert 243 Erdentage.

Interessanterweise ist der Sonnentag auf der Venus mit 116,75 Erdentagen kürzer als ihre siderische Rotationsperiode. Auf der Venus geht die Sonne im Westen auf und im Osten unter.

Magnetfeld und Innerer Aufbau

Die Venus besitzt, im Gegensatz zur Erde, kein globales, intrinsisches Magnetfeld. Man geht davon aus, dass dies auf ihre extrem langsame Rotation zurückzuführen ist, die den Dynamo-Effekt in ihrem Kern nicht antreiben kann.

Der innere Aufbau wird als ähnlich wie der der Erde angenommen, bestehend aus einem Eisenkern, einem Mantel und einer Kruste. Allerdings interagiert der Sonnenwind direkt mit der Atmosphäre, was zu einem deutlichen Verlust atmosphärischer Gase in den Weltraum führt.

Raumfahrtmissionen

Die Erforschung der Venus ist wegen ihrer extremen Oberflächendruck- und Temperaturbedingungen sehr anspruchsvoll.

Geplante Missionen: Die NASA-Missionen DAVINCI+ und VERITAS sowie die ESA-Mission EnVision sind für die späten 2020er und frühen 2030er Jahre geplant und sollen die Atmosphäre, Geologie und interne Struktur genauer untersuchen.

Venera-Programm (UdSSR): Die Sonden Venera 7 bis 14 führten die ersten erfolgreichen Landungen durch, wobei die Langlebigkeit aufgrund der Bedingungen nur wenige Stunden betrug.

Magellan (NASA): Kartierte von 1990 bis 1994 mittels Radar fast die gesamte Oberfläche und lieferte detaillierte topografische Daten.

Akatsuki (JAXA): Eine japanische Sonde, die seit 2015 die obere Atmosphäre und die dynamischen Wolkenstrukturen untersucht.